Nemus (GER) : See - Mensch
Letras
1. IN DIE TIEFE
Ein stückchen tiefer
Ein stückchen tiefer
Tauch dort hin wo es einst geboren
Ein wenig weiter
Ein wenig weiter
Mich selbst hab ich längst verloren
Tief in die abgrund
Tief in das dunkel
Das wasser es trägt mich sanft
Sink hinunter
Bis auf den grund
Dort wo niemand vor mir ertrank
Das licht es schwindet
Der druck wird größer
Umspülende kälte frisst ins gebein
Der schädel schmerzt schon
Droht zu zerspringen
Dort am ende muss es sein
Es zieht mich zum grund
Tief in die kälte
Ein letzter blick nun
Die sonne scheint mir
Doch klein wie ein leuchtend auge
Mit jedem meter
Wird sie kleiner
Als würd sie das wasser sie aufsaugen
Die luft die halt ich
Die lungen ächzen
Unter schmerzen wollen sich leeren
Kämpfe weiter
Tief in die ströme
Kein ton, nur ich bin zu hören
Eisig so eisig
Ich schnappe und würge
Wasser dringt in die Lunge
Droht mich zu zermürben
2. DAS UNGETÜM
Das hirn brennt wie feuer
Der schädel droht zu zerspringen
Die hirnmasse kühlt runter
Stiche wie durch tausend klingen
Und es ist erweckt
Verzerrt von dieser pein
Was ewig dort versteck
Nun kriecht aus dem gebein
Das wasser es schluckt mich
Doch zugleich ich das wasser
Aus dem leib entpuppt sich
Ein schleimiger und blasser
Chimärenartiger,
Gar widerwärtiger
Mit schuppen bewachsen
Barteln gesprossen
Und finger zu flossen
Schleim auf der haut
Die augen noch geschlossen
Nun ins wasser geschaut
Was geschieht mit mir
Nun sieh was ich geworden
Nein ein mensch ist das nicht
Da man es nicht erkennt
Man hält es für einen fisch
Ein wolperdinger und ungetüm
Ein schuppenmensch
Der dem tod entgeht
Die augen sind schlitze
Sie glubschen und drehen
Die lider nicht zu schließen
Dafür unter wasser sehen
Die zähne fallen aus
Neue brechen aus dem kiefer
Vor schmerzen windend
Und noch immer sink ich tiefer
3. BLUT UND SCHUPPEN
Ein leben nur
Das währt sogleich
Beendet in der wurzel
Findet platz im Teich
Grausig kriechend
Und lauernd of der hasch
Gesucht nach neuem futter
Der hunger ist die last
Glaub’s nur in ruhe
Ich nehme was ich brauche
Über, unter mir schwimmt’s
Was ich fresse, was ich saufe
Und erbrech’ ich mich wieder
An der härte des knochen
Und schließe ich die lider
Kein hunger scheint erloschen
Dann suche ich futter
Nur futter mir erbringt
Was der wille zum leben
Was sich in mir verbirgt
Ich habe hunger
So verbürge ich mich
Ja ich verbürge mich
Mein selbst, mein hier
Mein ich, der fisch
Ein abglanz des menschen
Ein sekunde von fleisch
Verbinden sich in mir
Zu vollkommener abartigkeit
Blut und schuppen
Nur blut und schuppen
Kaskaden schießen auf mich
Sie drehen mich und wirbeln
Schneller und schneller
Bis wir zusammen zirkeln
Ein schlag, ein impuls
Ein knall, ein beben
Es ist vollendet
In mich fährt neues leben
4. SCHWIMME EWIG
Herzallerliebst, todesmutig
Zelebrierter schmerzgesang
Nächtens, morgen, tagelang
Ich weine es hinaus
Ich schreie die lasten
Ich drücke es vergebens
Um hier und jetzt zu erfassen
Mein gesang er dröhnt
Schwellt hinab in die tiefe
Mein gesang entfacht
Verborgene triebe
So wate ich ans land
Vergrabe mich im leib
Umhüllt von jungem leben
In menschlichem fleisch
Es eilen stunden
Sie wirbeln in kaskaden
Zweisam, nicht einsam
Gebunden hier zu warten
Und jene zu locken
Jene zu bringen
Sie zu betören
Durch wassermann singen
Die färbung der bänder
Die kehle bebt im klang
Die stimme erhebt sich
Und es hallt der gesang
Ich baue zum zupfen
Spielend töne malen
Untermauer mein singen
Mit den klängen der harfen
Der klang er treibt sie
Der klang er nimmt sie
Der klang er lockt sie
Der klang er bringt sie
Bleibe bei mir,
Schließe dich mir ins nass
Ein reich so kalt und finster
Nur für dich gemacht
Er quicke dich
Und unsere leibe
Und die sonne spiegelt dich
Wasserweib, bleibe!
5. TIEFENGESANG
Im kühlen eisig
Dort wo ich wohne
Und schwimme fleißig
Ohne luft zu holen
Der fisch zum freund
Schwimmen dicht beinander
Hecht, barbe und wels
Karpfen aal und zander
Und auch die schleie
Gibt sich die ehre
Um dann des nächtens
In ihr lager einzukehren
Hier schwimm ich ewig
Alg’, schling und tang
Ein haus tief am grund
Bette den wassermann
Ein wenig nähe
Keiner sorge gleich
Und wieder, wieder rufe
Doch niemandem zu teil
Für immer allein
Gar nur mit getier
Ermattet und gebrochen
Zu flossen alle vier
Flossen zum schwimmen
Und so schwimme
Der mund mit barteln
Und geschärfte sinne
Schwimme ich ewig
Ertrunken wär schlimmer
Nie wieder zu lande
Der see-mensch für immer
6. NACHTS IM TEICH
Womit habe ich’s verdient
Warum nimmt es mich zu sich
Ein ewiger kampf
Ein ewiger kampf
Verschlugen von altem bösen
Verdaut von stumpfem hass
Nur trübsinn und angst
Nur trübsinn und angst
Ein regen und ein zucken
Durchfährt die gewissheit
Nimmt mich bei der hand
Nimmt mich bei der hand
Es zerreisst was geblieben
Es nimmt was einst war
Es vertilgt den verstand
Es vertilgt den verstand
Tötest den fisch
Tötest du den mensch
Zusammen zweigeteilt
Durch kein fleisch getrennt
Für immer eins doch zwei
Zusammen und doch fern
Wäre ich doch nur nicht
Wäre ich mein eigner herr
Erdrückt mich und begraben
Reiß’ dich mir aus dem hirn
Und endlose salven plagen
Durch die haut in die stirn
Und im hirn dort kreisen
Sie drehen und strudeln
Die masse ein einziger brei
Wenn gedanken sie fluten
Brüte in eigen’ schweiß
Doch verflüchtigt sich im nass
Drehe mich um die achse
Dauernd und ohne unterlass
Was nimmt mich hinaus
Was trennt was zusammen
Wer schneidet das fleisch
Welches sich in gräten verfangen
Zusammen was nie hätte dürfen
Doch gefügt durch jene fügung
Ein teil zum Teil geworden
Durch wassers berührung
Stirb ohne mich zu töten
Stirb doch lass mich hier
Ein teil nur ein teil
Ein halbes ganzes genommen mir
Stirb, ja stirb
Doch lass mich sein
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