Gratwanderung : Atavismus Fortschritt

Atmospheric Black / Germany
(2014 - Self-Produced)
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Lyrics

1. SCHWARZSILBERSTEIN

Des noch lichtlosen Morgens ziehen Scharen von Schemen
Perlenketten gleich in die Mine, unter Tage hinab zu Glanz
Vollen Taten im Unten am silbernen Band

In die Schlünde schwarzer Stollen
Gestalten wie Mikroben im Erdreich
Zermürbt Werkzeug zwängende Wände
Nagende Parasiten im Gestein

Falsches Licht zerfräst die Schatten
Dunkelbunte Männer schieben es vor sich her
Lassen leuchtende Lampen leiten

Holzwürmern gleich zwischen Jahresringen aus Humus
Ein schwaches Glitzern von Wert, sie brechen ein
In die Tiefe, in das Düstere, unter Tage
Weil das Herz der Gier stärker ist als Stein

Tief, immer tiefer dringen Hacken und Hämmer
Arbeiter in Tiefen noch oben
Beständig ameisengleich ausbreitend
Wie sich das Leben ins Erdreich erbricht

Bebendes Dröhnen, der Erdpanzer reißt
Schreiende Wesen im Dunkel kein Ausweg
Hier und dort Spalten, ein Berg der sie frisst
Silberne Bande verwoben mit Blut

Mahlende Steine zerreiben die Menschen
Knochen zu Staub vermischt mit der Erdkruste
Das Ächzen des Berges im tektonischen Drang

Schmirgelnder Stein schneidet sich Spuren

Überlebende, mit Mühe und Last beladen
Maulwurfsgleich tastend, hastend, fliehend
Doch das Oben ist verschoben, nicht dort wo es einmal war
Berge aus Erde verdecken den Gang
Kein Licht mehr am Ende des Tunnels


2. ATAVISMUS FORTSCHRITT - ASPHALTANOMALIE

In der Helle der Nacht drückt sich ein einzelner Mensch durch die Adern der Stadt
Durch die Einsamkeit der grauen Massen des Fußvolks wehen Müdigkeitsfetzen
Ein Miasma aus Tagträumen von Nachtschwärmern in der Metropole
Graue, kahle Bauten drohen, drängen, drücken die Gassen
Schluchten aus Beton und Strahl
Gläserne Hüllen inhaltsleerer Versprechungen isolieren den Panzer des Gebäudes
Schmale Schatten schieben sich scheinbar streunernd suchend
Unterm Mond im Licht ersoffener Sterne im Schein von Verlautbarungen der Dekadenz
Wie zur Absolution schreiten Bittsteller vor die hohen Türme der Mächtigen
Könige ohne Thron in Palästen über den Hütten
Unten asphaltierte Lebensadern
Ströme im Fluss von Blech auf der Fahrt

Hedonismus als Lebensinhalt eines gesättigt verfettenden parasitären Organismus
Der sich selbst nährt, verzehrt, dem Verstand verwehrt
Krankes Streben nach Macht gebärt entartete Zivilisation
Dieser Pseudofortschritt lässt das Individuum in der Masse verkümmern
Unter all diesem Kadavergehorsam glimmt das Bewusstsein wie tote Glühwürmchen
Wir leben nicht und sind nicht tot und tief in uns nur Leere droht

Die ewig Unzufriedenen pflücken den Apfel
Vom verkümmernden Gerippe des stetig lockenden Kapitalismus
Das Paradies verliert den Glanz seiner neon-bunt leuchtenden Fassade
In der Aorta der Stadt verkümmert ein Bettler
Der in seinem Dasein welches wir Leben genannt
Unter dem Namen Bescheidenheit bekannt war

Schal schmeckt diese Stadt, mit einem faden Beigeschmack von Staub und Gier
Auf dem Weg, dem Pfad, der Straße nach Morgen
Vollsperrung – Ordnungshüter ordnen Unordnung im Chaos wie Ameisen Nadeln
Auf dem Waldboden der fern hinter diesem Moloch schwindet
Markierte dieser Steig nicht einmal alle eure Träume ?
Unter dem Atavismus von Fortschritt und Zivilisation verkümmert das Leben
Verschwindet die Zukunft

Du kaufst dir etwas Zeit, für dich und für das letzte bisschen Wirklichkeit
Die dort noch in der Ferne liegt, etwas Natur, halbwegs grün und unbesiegt
Auch ohne Krieg und ohne Kampf kann Demission erstrebenswert sein
Drängt auch am Horizont das Grauen vermag es die Kälte der Stadt nicht aufzutauen
Etwas Optimismus keimt auf unfruchtbarem Humus
Die Hoffnung selbst der Dünger doch die Pflanze eine Totgeburt im Dreck

Etwas geht und etwas kommt
Siehst du geblendet von Lichtern den Tag ?


3. ATAVISMUS FORTSCHRITT - (R)ASTLOS BLÄTTERT DIE KRONE

Apathisch flieht das Menschenwesen hin zum Tann
Weil es in der Stadt nicht leben kann
Hier im Dickicht unter Zweigen ist es endlich stillschweigend allein
Das Bewusstsein wirkt gestärkt und die Sinne wie geschärft
Blicke aus der Ferne aus dem Grün hinaus zum Grau

Sonnenstrahlen verankern sich auf belaubtem Boden
Im Blätterdach bleiben die Gedanken mobilegleich hängen
Hier erblicke ich Freiheit wie der erste Mensch sie sah
Regen lässt in schmalen Bächen zerfließend die Zeit gerinnen
Auf den spiegelnden Fassaden lichtervolle Glanzparaden
Hier ist noch alles echt und greif- und fassbar
Wie von einer anderen, alten Welt
Hier die Autopsie des vormals Lebenden
Dort embryonale Dysfunktion zur Perfektion getrieben
Halte ein einen Augenblick und lass die Zeit zurück
Sowie Wünsche fliegen lernen blickst du auf die alten Scherben

Der Weg hinaus zur Freiheit führt ans Ende der gekannten Welt
Doch wir nagen stetig an den ausgefransten Rändern unserer Spiegelaugenwelten
Eskapismus Idealismus Verlorenes finden - Gefundenes leben
Einfach nur leben

Folg dem Weg folg dem Weg folg dem Weg folg dem Weg folg dem Weg folg dem Weg
Folge deinem Weg !
Verlass die Einsamkeit der Massen vom Ursinn aus dem Irrsinn leiten
Leb dein Leben, suche - finde dein Ziel, das Glück liegt in der Ferne grün
Doch es schwindet

Waldzerfetzend frisst sich die Maschine durch das Unterholz
Durch das Chlorophyllgewölbe, das vormals undurchdringliche Kronenreich
Nährstoffreicher Humus wird zu aufgewühltem Dreck
Stahl zerreißt das Holz wie Traumfäden eines plötzlich erwachenden Geistes
Unbarmherzig gleißend brennt Helios auf die Stümpfe
Alter, lebensweiser Bäume, einst fruchtbares Land
Nun furchtbares Land

Ein Blick bricht beugend beim Begrünten
Kein Schutz mehr wo einst Isolation
Altes, Verhalltes, Morsches, Verwelktes - Tot

Das Verdrängen ungesättigt, bahnt sich stets den leichten Weg
Verdrängt die Scherben, Schmutz und Staub – alles frisst der Parasit
Rasend schnell und immer schneller, naht das unsagbare Ende
So hat einmal schließlich doch das Buch der Bücher recht gehabt
Seidenhafte Bekenntnisse die vormals all die Menschen banden
Schemenhafte Ideale fügen sich aus Dreck zusammen
Altes Wissen all der Kanon ist nur bruchstückhaft vorhanden
Lieber im Vergangenen schwelgen wenn die Zukunft so entstanden
Hinter den Kulissen eurer Monumente bröckeln bereits die Fassaden
Neben all dem hehren Glanz apathisches Totalversagen
Vergangen ist das Paradies, Utopie die ihr einst schuft
In der Masse scheut der Scharfsinn und keine Seele widerruft
Doch wir blenden einfach aus und existieren lebend tot

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